Baureihe 471/871 (ET 171/EM 171)

Im Einsatz vom 12. Dezember 1939 bis 26. Oktober 2001

Die Baureihe 471 gehört seit dem 27. Oktober 2001 nach 61 Jahren, 10 Monaten und 14 Tagen nicht mehr zum regulären Einsatzbestand der Hamburger S-Bahn.

Baureihe 471 in Rübenkamp Am 9. Dezember 1999 waren genau 60 Jahre seit Anlieferung des ersten Zuges der heutigen Baureihe 471 vergangen, anfänglich noch mit esT 15.. (Elektrischer Triebzug für Stromschiene) und ab 1940 als ET (Elektrischer Triebzug) 171 bezeichnet. Mit diesen modernen dreiteiligen Zügen, entwickelt und gebaut von den Linke-Hofmann-Werken (LHW) in Breslau, begann ein neues Zeitalter für Hamburg. Innerhalb weniger Jahre sollten die mit Gleichstrom betriebenen Triebwagen die bisherige Wechselstrom-S-Bahn mit Fahrleitung auf der Strecke Poppenbüttel - Blankenese abgelöst haben. Der kurz zuvor entfachte Zweite Weltkrieg mit seinen damals unabsehbaren Folgen verzögerte zwar derartige Planungen, konnte den Siegeszug des Gleichstroms aber letztlich nicht aufhalten.
Von 1939 bis 1943 erhielt die S-Bahn in zwei Schüben insgesamt 47 Triebzüge, von denen einer bei Bombenangriffen im Juli 1943 zerstört und sechs andere schwer beschädigt wurden. Die geplante Lieferung von weiteren 20 Zügen (048-067) zur endgültigen Ablösung des Wechselstrombetriebs unterblieb vorerst kriegsbedingt. Die Züge 036 und 047 wurden bereits 1943 versuchsweise mit Scheibenbremsen ausgerüstet und erhielten die Nummern 051 und 052.

471 in allen Variationen in der Abstellanlage Barmbek Acht Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatte sich die Wirtschaftslage soweit gebessert, daß ein Auftrag für die noch fehlenden 21 Triebzüge an die Industrie vergeben werden konnte. Die Herstellung teilten sich die Firmen Wegmann in Kassel und MAN. Von März 1954 bis Mai 1955 trafen die neuen, nun scheibengebremsten Triebzüge mit den Nummer 061-081 in Hamburg ein. Daraufhin konnte der S-Bahn-Betrieb mit Wechselstrom am 22. Mai 1955 ganz aufgegeben werden, nachdem er schon 1954 durch den Abbau der Fahrleitung auf den Abschnitt Ohlsdorf - Othmarschen beschränkt worden war. Für den Gleichstrombetrieb bis Bergedorf wurden 1958 nochmals fünf Triebzüge der Baureihe 171 (082-086) geliefert, da der ET 170 (heute Baureihe 470/870) als Neuentwicklung noch nicht fertigungsreif war.

In einem großangelegten Instandsetzungsprogramm sollten von 1984 an insgesamt 42 Züge der drei ersten Bauserien im zuvor für die Aufarbeitung von Wechselstrom-Triebwagen genutzten Aw Stuttgart-Bad Cannstatt für einen mindestens 18-jährigen Weiterbetrieb hergerichtet In Stuttgart-Bad Cannstatt modernisierter 471 werden. Dabei wurden hauptsächlich Arbeiten zur Langträgersanierung sowie Blecharbeiten ausgeführt und die alten Schiebefenster durch moderne isolierverglaste Scheiben mit Lüftungsklappe ersetzt. Im April 1987 ist dieses Programm nach 22 Zügen vorzeitig u.a. aus Kostengründen beendet worden. Außerdem war zu diesem Zeitpunkt bereits die Entwicklung der neuen Baureihe 474 (zunächst als 475 bezeichnet; diese Baureihennummer erhielt später die Berliner S-Bahn) absehbar.

Seit 1997 wurden die Triebzüge der Baureihe 471 Schritt für Schritt ausgemustert.
Mitte Juli 2000 waren in Hamburg von den ursprünglich gelieferten 73 Einheiten noch 19 im Einsatz (001, 002, 004, 010, 011, 012, 017, 022, 023, 024, 028, 034, 035, 037, 038, 040, 043, 062, 085; darunter keiner mehr in alter, blauer Lackierung).

Aus technisch bedingten Gründen wurden mit Ende der Früh-Hauptverkehrszeit am 24. Juli 2000 insgesamt 17 der noch vorhandenen 19 Einheiten endgültig aus dem Fahrgastverkehr genommen. 471 062 und 471 085 bildeten von diesem Tag an den letzten Vollzug der Baureihe 471 auf der Linie S2, bis an 471 085 bei einer Nachschau am 6. April 2001 ein schwerer Schaden festgestellt wurde, der zu seiner sofortigen Abstellung führte und 471 062 allein zurückließ.

471 062 war somit der „letzte Mohikaner“ dieser Baureihe, der tapfer bis zu seinem Einsatzende am 26. Oktober 2001 durchgehalten und sich dabei zu einer Art „Wallfahrtsort“ der S-Bahn-Freunde entwickelt hat.

Die Triebzüge 001 und 004 traten in der Nacht vom 20. auf den 21. August 2001 (001) bzw. vom 21. auf den 22. August 2001 (004) ihre „letzte Reise“ auf S-Bahngleisen mit Hilfe der Kleinlok 333 104 von ihrem bisherigen Abstellort in der Kehranlage Hasselbrook ins Werk Ohlsdorf an. Im August/September 2001 wurden dort aus ihnen die Holzbänke, Gepäckraufen und andere für den Museumszug „471 047“ brauchbaren Teile ausgebaut.

471 004 ist am 13. September 2001 auf seine letzte Fahrt zum Schrotthändler geschickt worden. 471 001 bleibt vorerst noch im Werk Ohlsdorf, da der b-Wagen (1401, original aus dem Jahr 1939) aufbewahrt und in 5-6 Jahren teilweise in eine neu zu gestaltende Abteilung des Museums für Hamburgische Geschichte integriert werden soll.
Am 28. August 2001 wurde dem 1.-Klasse-Mittelwagen 871 001 eine „letzte Ehre“ als Studio für Fotoaufnahmen einer Werbeagentur zuteil, deren Mitarbeiter diese ungewöhnliche „Location“ total „hipp“ fanden.

Als letzter Zug im Jahr 2000 hat 471 038 am 14. Dezember 2000 Hamburg verlassen.

Am 20. November 2001 wurde 471 085 nach Lübeck zum Schrotthändler überführt und am 18. Dezember 2001 folgte ihm 471 034, der letzte von 22 Triebzügen der Baureihe 471, die 1984 bis 1987 im AW Stuttgart-Bad Cannstatt umgebaut und modernisiert wurden.

Verteilung der Triebzüge der Baureihe 471 auf die Abstellanlagen
zum Stichtag 15. August 2000 (17 Fahrzeuge):

Poppenbüttel: 017, 022, 023, 028, 035
Ohlsdorf: 001, 004, 024
Barmbek: 037, 043
Hasselbrook: 012
Bergedorf: 010, 011
Elbgaustraße: 002, 034, 038, 040

Rot markierte Fahrzeuge wurden bis einschließlich 18. Dezember 2001 zum Schrotthändler überführt. Es befinden sich derzeit noch 3 von ehemals 73 Triebzügen der Baureihe 471 in Hamburg:
Triebzug 062 nicht mehr im regulären Einsatz, aber noch für Sonderfahrten des Vereins Historische S-Bahn Hamburg e.V. genutzt, weiterhin Museumszug „047“ und 1 Fahrzeug (001) zur teilweisen Verschrottung abgestellt.



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