Wieder im Einsatz: „Beimänner“ auf der Strecke Rothenburgsort - Bergedorf (S2/S21)

Mit Inbetriebnahme der „Selbstabfertigung durch den Triebfahrzeugführer“ (SAT) auf dieser Strecke und dadurch veränderter Kamerastandorte voraussichtlich ab 29. Oktober 2001 ist eine Abfertigung der Baureihen 470-472 durch die Service-Leit-Zentrale von Altona aus über Monitoren nicht mehr möglich. Deshalb kehrt die S-Bahn noch einmal für kurze Zeit in die „1960er“ zurück. Alle Fahrten der Linie S2, die nicht die Baureihe 474 leistet, werden auf dem genannten Streckenabschnitt durch einen „Beimann“ bzw. „Zugschaffner“ abgefertigt.

Verfahrensweise der Zugabfertigung:
Der Zugschaffner befindet sich bei Kurzzügen auf dem hinteren, bei Vollzügen auf dem mittleren Führerstand und hilft dem Triebfahrzeugführer bei der Feststellung der Abfahrbereitschaft des Zuges. Vor dem Schließen der Türen, das über Lautsprecher angekündigt wird, gibt der Zugschaffner einen Achtungspfiff. Sind die Türen geschlossen und darin keine Personen oder Gegenstände eingeklemmt, ist der Zug abfahrbereit. Darauf hebt der Zugschaffner die orangefarbene „Zugbegleiter-Meldescheibe“, um dies dem Triebfahrzeugführer zu signalisieren. Während eines Anfahrweges von 65 Metern beobachten beide aus den Führerstandsfenstern die Vorgänge am langsam beschleunigenden Zug.

Den „Beimann“ gab es bei der Hamburger S-Bahn seit 1907. Zu seinen Aufgaben zählten unter anderem die Mitbeobachtung der Signale an der Strecke und Übermittlung des Abfahrauftrags der Bahnsteig-Aufsicht an den Triebwagenführer, außerdem musste er bei dessen Dienstunfähigkeit den Zug zum Halten bringen können.

Der Einbau der Sicherheitsfahrschaltung Sifa in die Triebwagen, auch als „Totmannschaltung“ bekannt, und die Aufstellung von „Abfahrauftragssignalen“ (weißes „T“ und Abfahrauftrag Zp9 „Grüner Kreis“) zwischen Wedel und Poppenbüttel Mitte der 1950er Jahre machte den „Beimann“ zunächst überflüssig. Auf den Neubaustrecken nach Bergedorf/Aumühle (1958/1969) und Langenfelde/Elbgaustraße/Pinneberg (1962/1965/1967) erreichte diese Abfertigungsmethode dann aber noch einmal ihren Höhepunkt, da dort von Anfang an weitgehend auf den Einsatz von örtlichen Aufsichten verzichtet wurde.

Die Inbetriebnahme der probeweisen Zentralen Abfertigung „ZAF“ in Bergedorf beendete 1973 den Beimannbetrieb zwischen Berliner Tor und Aumühle (S2/S21), denn nun erfolgte die Zugaufsicht zentral über Kameras und Monitoren. 1979 nahm die Zentrale Zug-Aufsicht „ZZA“ in Altona ihren Betrieb auf, 1981 wurde auch die Abfertigung der Züge zwischen Diebsteich und Pinneberg (S21/S3) an sie übertragen und bedeutete das Ende für den Dienst der „Beimänner“.

Ab Oktober 2001, 94 Jahre nach ihrem ersten Einsatz bei der Hamburger S-Bahn, werden diese „Abfertigungshelfer“ nun noch einmal für kurze Zeit auf die Züge der Linie S2 zurückkehren. (18.09.2001)

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